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Fakultät Sozialwissenschaften
Wie Zwischennutzungen die Qualität und Vielfalt von Stadterneuerungsprojekten erhöhen

Projekt T-Factor veröffentlicht erste Forschungsergebnisse im Advanced Cases Portfolio

Bild vom Quartiercafé „U-Jack“ an einer Straßenecke © sfs

Am 8. Juni präsentiert das Projekt T-Factor die Ergebnisse der vergleichenden Fallstudie im Rahmen einer öffentlichen Online-Veranstaltung. Dabei werden die ausgewählten T-Factor Advanced Case Studies beleuchtet sowie weitere Beispiele für erfolgreiche Zwischennutzungen in europäischen Stadterneuerungsprozessen diskutiert.

Das Projekt T-Factor untersucht das Potential von Zwischennutzungen im Rahmen von Stadterneuerungsprozessen mit Blick auf die Dimensionen Bürger:innenbeteiligung sowie weitere Themensetzungen der nachhaltigen Stadtentwicklung. Im ersten Schritt wurde dazu eine Studie durchgeführt, die die Nutzungen und Wirkungen leerstehender Gebäude und Grundstücke für kreative und kulturelle Aktivitäten untersucht. Insgesamt wurden dazu acht Stadterneeurungsprojekte in Europa, Nordamerika und Asien in verschiedenen Stadtvierteln in Barcelona, Dortmund, Florenz, London, Lodz, Marseille, New York und Shanghai betrachtet. Die Studie veranschaulicht die Möglichkeiten von Zwischennutzungen zur Steigerung der Lebensqualität und Vielfalt in Städten. Unter anderem wird gezeigt, wie Skateparks, Nomadengärten, Künstler:innenresidenzen, Veranstaltungsorte für darstellende Künste und Werkstätten bestehende und neu entstehende Bedürfnisse und Möglichkeiten von und für Bürger:innen eröffnet haben. Die Untersuchung zeigt, dass Zwischennutzungen den Wert von Masterplänen und die Effektivität von Stadterneuerungsprozessen steigern können. Der starke Fokus auf Infrastruktur ist heute überwiegend noch der Mainstream in der europäischen Stadtplanung, wobei demgegenüber die Ausrichtung auf stärker beteiligungsorientierte Ansätze deutliche Mehrwerte für Bürger:innen schaffen kann.

Wie der Bericht hervorhebt, erweisen sich Zwischennutzungen in der Stadterneuerung in vielerlei Hinsicht als Win-Win-Strategie:

  • Zwischennutzungen ermöglichen Flexibilität innerhalb des Masterplans und der Stadterneuerung, sodass ein tieferes Verständnis des Kontextes von Interventionen möglich ist, bevor dauerhafte Nutzungen und Funktionen festgelegt werden.
  • Sie unterstützen die Zusammenarbeit und Bündelung von Ressourcen zwischen verschiedenen öffentlichen und privaten Akteuren, was zu besseren und effektiveren Investitionen führt.
  • Darüber hinaus eröffnen sie den Blick für passende Gelegenheiten innerhalb langjähriger Masterplan-Prozesse um auf verschiedene Bedürfnisse und Zielgruppen reagieren zu können.
  • Sie überwinden und überbrücken die Wahrnehmung von Verfall und Verlassenheit bestimmter Orte in der Stadt, indem durch kreative Interaktion zwischen Menschen der Ort reaktiviert wird.
  • Vor allem aber sind Zwischennutzungen oft ein Instrument für den Kapazitätsaufbau in Stadtvierteln durch innovative Partizipation und Legitimation der Veränderung unserer Stadtgefüge entlang gemeinsamer Ziele und Wünsche.

Die Studie weist auch auf die Risiken hin, die mit Zwischennutzungen als temporäre Praktiken einhergehen. Dazu gehört u.a. der Ausschluss von Personen, die möglicherweise nicht im Prozess engagiert sind. Auf der anderen Seite kann es auch zu einer Aneignung des generierten Wertes und der Wirkungen durch einige wenige Akteure kommen und damit zu möglichen Konflikten im Rahmen der Etablierung dauerhafter Nutzungen.

Zusammenfassend lässt sich zeigen, dass das Konzept von Zwischennutzungen in ganz Europa auf dem Vormarsch ist. Immer mehr leerstehende Gebäude, Grundstücke und ungenutzte Räume dienen als temporäre Orte für ko-kreative Experimente, die eine Vielzahl von innovativen, kulturellen, sozialen und unternehmerischen Aktivitäten freisetzen. Diese Initiativen tragen typischerweise stark zum Aufbau von gemeinwohlorientierten Ansätzen bei, um das soziale, kulturelle und wirtschaftliche Gefüge eines zu sanierenden Gebiets neu zu gestalten. In vielen Fällen sind sie gut positioniert, um dauerhafte Bestandteile der lokalen Landschaft zu werden und als Prototypen für zukünftige Nachbarschaften und Gebiete zu fungieren.

Die Sozial­forschungs­stelle führte im Rahmen von T-Factor eine Fallstudie zum „Stadtumbau Rheinische Straße und Dortmunder U“ durch. Die Ergebnisse dieser Untersuchung sind Bestandteil des „Advanced Cases Portfolio“. Darüber hinaus ist die Untersuchung im Working Paper „Dortmunder U and Union Quarter - The Role of Meanwhile Uses in Urban Regeneration“ zusammengefasst:

Castro, Alejandra; Wascher, Eva (2021): Dortmunder U and Union Quarter - The Role of Meanwhile Uses in Urban Regeneration. Technische Universität Dortmund, dx.doi.org/10.17877/DE290R-22049 .

Präsentation der Ergebnisse

Am 8. Juni präsentiert das Projekt T-Factor die Ergebnisse des Advanced Cases Portfolio im Rahmen einer öffentlichen Online-Veranstaltung. Dabei werden die ausgewählten T-Factor Advanced Case Studies beleuchtet sowie weitere Beispiele für erfolgreiche Zwischennutzungen in europäischen Stadterneuerungsprozessen diskutiert.

Interessierte können weitere Informationen sowie das vollständige Programm hier abrufen. 

Über das Projekt

Das Projekt T-Factor ist eine Innovationsmaßnahme (Innovation Action), die im Rahmen des EU-Forschungsprogramms Horizon2020 gefördert wird. Insgesamt 25 europäische Partnerorganisationen, davon 6 Pilotstädte, untersuchen und erproben über vier Jahre die Möglichkeiten und Herausforderungen von Zwischennutzungen als Teil der Stadtentwicklung. T-Factor adressiert die Wartezeit (Transition-Time), d.h. die Zeit zwischen der Annahme eines Masterplans und seiner tatsächlichen Umsetzung. Das Konsortium verfolgt damit das Ziel, die Übergangszeit in größeren Stadtentwicklungsprojekten für viele kreative Nutzungsmöglichkeiten zugänglich zu machen, insbesondere mit Bezug zur Regeneration historischer urbaner Stadtgebiete. Die Sozial­forschungs­stelle führte im Rahmen von T-Factor eine Fallstudie zum „Stadtumbau Rheinische Straße und Dortmunder U“ durch. Darüber hinaus entwickelt die SFS zwei Transformation-Labs zu den Themen „Digitalisierung und Urbane Produktion“ sowie „Soziale Innovation and Inklusion“. Praxispartner der Sozial­forschungs­stelle ist das Social Innovation Center der Wirtschaftsförderung Dortmund.

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