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Fakultät Sozialwissenschaften
Moral

Welche moralischen Maßstäbe gelten in betrieblichen Arbeitsbeziehungen?

Arbeit ist für die Beschäftigten immer auch eine Sphäre zwischenmenschlicher Anerkennung, Unterstützung und Kollegialität. In der Zusammenarbeit wirken und entwickeln sich moralische Normen und Grundsätze, die das tägliche Miteinander regulieren.

Unsere Forschungen befassen sich mit der Frage, wie gerechte und solidarische Verhältnisse im Betrieb entstehen und gestaltet werden können.

Viele Hände ziehen an einem Seil in die gleiche Richtung. © Quelle: sfs

Respekt

Respekt ist eine Form der Anerkennung. Eine andere Person zu respektieren, heißt, sie ernst zu nehmen, Rücksicht zu nehmen auf ihr Wesen und ihr Menschsein. Es macht für mich einen Unterschied, dass die andere Person anwesend ist. Respekt ist ein aktiver Versuch des Verstehens der anderen Person, ihres Handelns und der Situation, in der sie sich befindet. Jemanden zu respektieren, heißt zu meinen, dass diese andere Person mit Recht Ansprüche an mein eigenes Verhalten stellt und ich entsprechend handeln sollte. 

               

  • Forschungsprojekt: RespectWork – Entwicklung gegenseitigen Respekts in der Kundeninteraktion zur Verbesserung von Arbeits- und Dienstleistungsqualität

Beschäftigte aus Dienstleistungsberufen berichten in den letzten Jahren von einer zunehmenden Respektlosigkeit der Kund:innen, die in einem fordernden oder gar herausfordernden Verhalten mündet. Aber auch Kund:innen fühlen sich oftmals nicht respektvoll behandelt, wenn es etwa um die sorgfältige und umsichtige Behandlung ihrer Anliegen geht.Ziel des Projektes ist es, die Rahmenbedingungen der Dienstleistungsinteraktion wie auch das konkrete Verhalten von Dienstleistenden und ihrer Kundschaft so zu gestalten, dass gegenseitiger Respekt erzeugt bzw. gefördert wird. Es geht vor allem darum, Voraussetzungen für respektvolle Interaktion zu schaffen.

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  • Publikationen

Klaus Kock: Etwas mehr Respekt bitte! „Gute Arbeit“, Heft1/2019, S. 17-20

In der Diskussion um gute Arbeit finden moralische Aspekte noch zu selten Beachtung. Besonders im Bereich der Interaktionsarbeit klagen Beschäftigte häufig über einen Mangel an Respekt seitens der Kundschaft. Respektlosigkeit wirkt als psychische Belastung.

Link zur Zeitschrift

Wiederabdruck in: Klaus Kock (Hg.): Arbeit erforschen und gestalten – ein Querschnitt durch die Arbeits­forschung in der Sozial­forschungs­stelle der TU Dortmund, sfs Beiträge aus der Forschung Band 201, Dortmund 2019, S. 60-63

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Andreas Flüchter / Klaus Kock / Bettina Lange / Philipp Renz: Gute Arbeit mit Kundschaft – Eine empirische Untersuchung über Anforderungen und Praktiken interaktiver Dienstleistungsarbeit, sfs Beiträge aus der Forschung Band 200, Dortmund 2018

Der Umgang zwischen Dienstleistungspersonal und Kundschaft beschränkt sich nicht auf die Übergabe einer Leistung gegen Geld. Es entsteht vielmehr eine Wechselbeziehung zwischen Personen mit unterschiedlichen Erwartungen, mit Fragen und Antworten, Wünschen und Auskünften, Problemen und Lösungsvorschlägen, Missverständnissen und Korrekturen.


Betriebsklima und gute Arbeit

Wenn im Arbeitsalltag von „Betriebsklima“ die Rede ist, geht es den Beteiligten um die Qualität der Zusammenarbeit, um das Miteinander im Betrieb. Im Begriff „Betriebsklima“ verdichtet sich die Vorstellung, dass Arbeit nicht auf einen ökonomischen Tauschakt Leistung gegen Lohn reduziert werden kann. Beschäftigte sehen ihre Zusammenarbeit immer auch als zwischenmenschlichen Austausch von Verständnis, Anerkennung und Unterstützung, bei dem es gerecht und solidarisch zugehen soll. Für gutes Betriebsklima gibt es kein Patentrezept. Jeder Betrieb, jede Belegschaft muss für sich herausfinden, an welchen „Stellschrauben“ zu drehen wäre, um die Zusammenarbeit zu verbessern. Aus unseren Forschungsarbeiten und Diskussionen mit betrieblichen Akteuren können wir – Edelgard Kutzner und Klaus Kock – Hinweise geben, wie man das herausfinden kann, worauf zu achten ist und wie Aktivitäten zur Gestaltung des Betriebsklimas aussehen könnten.

Unser Angebot: Wir halten Vorträge und führen Diskussionen mit Praxisbeispielen und Hinweisen für Gestaltungsmöglichkeiten auf Betriebs- und Personalversammlungen (zugeschnitten auf den jeweiligen Betrieb), auf Gewerkschaftsveranstaltungen (z.B. Abendveranstaltungen oder Bildungsangebote) für Betriebs- und Personalräte (z.B. in Betriebsratssitzungen).

Faltblatt mit Beschreibung unserer Angebote

Ansprechpartner:innen:

Gutes Betriebsklima ist ein Geben und Nehmen – ein Seminarkonzept

Für die Broschüre „Gutes Betriebsklima ist ein Geben und Nehmen“ haben Edelgard Kutzner und Klaus Kock ihre sozialwissenschaftlichen Forschungsergebnisse für ein Bildungskonzept aufbereitet, das von Bildungsreferentinnen und -referenten, von Teamerinnen und Teamern in der Weiterbildung eingesetzt werden kann. Ziel ist es, gewerkschaftlich Aktive, insbesondere Betriebs- und Personalräte bei der Analyse des Betriebsklimas und der Gestaltung der sozialen Beziehungen in der betrieblichen Praxis zu unterstützen.

Download als PDF von den Seiten der Hans-Böckler-Stiftung

 

"Das ist ein Geben und Nehmen" – eine empirische Untersuchung über Betriebsklima, Reziprozität und gute Arbeit

Was ist Betriebsklima? Wie lässt es sich verbessern? Diesen Fragen sind Klaus Kock und Edelgard Kutzner in den letzten Jahren in intensiven Betriebsfallstudien nachgegangen. Jetzt sind die Ergebnisse in einem Buch veröffentlicht worden.

Klaus Kock/ Edelgard Kutzner
„Das ist ein Geben und Nehmen“
Eine empirische Untersuchung über Betriebsklima, Reziprozität und gute Arbeit
Forschung aus der Hans-Böckler-Stiftung Bd. 162, edition sigma, Berlin 2014
ISBN: 978-3-8360-8762-9

Bestellung beim Verlag Nomos | Faltblatt zum Buch als PDF-Download 

 

Handbuch Betriebsklima

Die Beiträge dieses Handbuchs plädieren für eine stärkere Beachtung der Eigendynamik sozialer Beziehungen im betrieblichen Geschehen. Die Autorinnen und Autoren aus Wissenschaft und Beratung behandeln verschiedene Aspekte von Personalmanagement und Arbeitsbeziehungen, von Führung und betrieblicher Demokratie, von Interessenvertretung und Konfliktlösung.

Uta-Maria Hangebrauck/ Klaus Kock/ Edelgard Kutzner/ Gabriele Muesmann (Hg.)
Handbuch Betriebsklima
Rainer Hampp Verlag, München und Mering 2003
ISBN 3-87988-771-3

Volltext als PDF beim Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft

                    


Solidarität

Solidarität beruht nicht auf einer irgendwie gearteten gemeinschaftlichen Identität oder eine ursprüngliche Verbundenheit, sie entsteht in praktischer Zusammenarbeit. Solidarität ist eine Art der sozialen Bindung zwischen freien Personen. Im Bewusstsein, in der Gesellschaft aufeinander angewiesen und miteinander verbunden zu sein, gehen Menschen Beziehungen ein, um Ziele zu erreichen, deren Realisierung nur gemeinsam denkbar ist. Solidarität ist immer auch Resultat, nicht nur Voraussetzung gemeinsamer Praxis.

 

Arbeit als kollegiales Handeln

Anhand von Interviews und Gruppendiskussionen mit Beschäftigten wird gezeigt, dass im täglichen Arbeitsprozess nicht nur Produkte und Dienstleistungen hergestellt werden, sondern dass dabei immer auch zwischenmenschliche Bindungen und Verpflichtungen entstehen. Es werden Praktiken analysiert, mit denen Arbeitende ihre sozialen Beziehungen aktiv gestalten und dabei einen kollegialen Zusammenhalt schaffen, der es ihnen ermöglicht, gemeinsam für ihre Interessen einzutreten.

Klaus Kock / Edelgard Kutzner: Arbeit als kollegiales Handeln – Praktiken von Solidarität und Konkurrenz am Arbeitsplatz, Industrielle Beziehungen. Zeitschrift für Arbeit, Organisation und Management, 4-2018, S. 446-468.

Link zum Volltext der Zeitschrift