Neue Studie zum deutschen Ökosystem sozialer Innovation
Wie steht es um die Rahmenbedingungen sozialer Innovation in Deutschland? Dieser Frage ging ein Team der Sozial­forschungs­stelle im Rahmen des Projektes ‚Kompetenzzentrum für soziale Innovationen‘ nach.
Zu diesem Zweck waren zunächst internationale Expert*innen dazu eingeladen, Ideen für Forschungsschwerpunkte zu diskutieren. Um eine möglichst hohe praktische Relevanz der Forschung zu erreichen, wurden diese Ansätze in Leitfragen umgesetzt, durch die akademischen Partner*innen des Projektes reflektiert, anschließend ergänzt und wiederholt mit den Perspektiven der Projektpartner*innen abgeglichen.
Anschließend waren die Verbundpartner*innen des Projektes aus Forschung und Praxis dazu eingeladen, Fälle von Rahmenbedingungen sozialer Innovation und guter Praxis zu identifizieren und mit Hilfe eines umfassenden Fragenkataloges zu dokumentieren – 95 Fälle kamen schließlich zusammen. Darunter finden sich neben zahlreichen Förderprogrammen und politischen Innovationsstrategien auch Beispiele von Unterstützungsstrukturen wie Social Innovation Labs. Die Bedeutung sozialer Innovation in spezifischen Kontexten wurde genauso berücksichtigt wie geeignete Organisationsformen nach deutschem Recht für Initiativen sozialer Innovation. Zudem wurden einige Fälle guter Praxis gesammelt.
Die Ergebnisse der Analysen durch das Team der Sozial­forschungs­stelle zeigen viele Entwicklungen auf, die für eine wachsende Bedeutung sozialer Innovation auf allen Ebenen spricht. Sowohl auf der Ebene der Bundesländer als auch in den Regionen und Kommunen und auf der Bundesebene lassen sich zahlreiche Beispiele von Bemühungen erkennen, soziale Innovation ausdrücklich zu fördern. Neben öffentlicher Förderung nimmt die Bedeutung privater Finanzierung zu – oft unter dem Label der Impact Finanzierung. Dabei sind es nicht nur die Sozialunternehmer*innen als Sozialinnovator*innen an der Schnittstelle von non- und for-profit, die zum Entstehen sozialer Innovation beitragen und entsprechende Aufmerksamkeit in der Förderlandschaft genießen. Im etablierten Wohlfahrtssektor, der durch die großen Trägerorganisationen der freien Wohlfahrtspflege geprägt ist, wird soziale Innovation inzwischen als eigenes Thema erkannt und neue Kooperationen führen auch hier zu neuen Initiativen, beispielsweise durch Intrapreneure. Diese Kooperationen finden auch mit und an Hochschulen statt und zeigen ein wachsendes Selbstverständnis wissenschaftlicher Einrichtungen als aktive Akteur*innen in einem förderlichen Ökosystem sozialer Innovation. Neben Forschung und Lehre gewinnt somit die „Dritte Mission“ von Hochschulen an Bedeutung, die die Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung beinhaltet.
Internationale Beispiele zeigen, dass dennoch viel Raum für förderliche Weiterentwicklungen bleibt. Trotz gestiegener Aufmerksamkeit auf lokaler und regionaler Ebene fehlen oft zentrale Anlaufstellen. Auch ein integrierter Ansatz in der Innovationspolitik würde Initiativen weiter stärken und das Praxisfeld insgesamt befördern. Solch ein Ansatz würde es ermöglichen, Wissen und Ressourcen der Innovationsförderung gebündelt bereitzustellen, spezifische Bedarfe gezielter vor Ort zu adressieren, und insgesamt mehr Orientierung in der neuen Innovationsvielfalt zu schaffen.
An der Sozial­forschungs­stelle haben Katrin Bauer, Christoph Kaletka, Daniel Krüger und Karina Maldonado-Mariscal den Bericht mit Unterstützung von Marthe Zirngiebl erstellt. Der Mappingprozess wurde zudem von zahlreichen Expert*innen aus dem In- und Ausland sowie den Partner*innen des Kompetenzzentrums für soziale Innovationen unterstützt.
Links
Website des Kompetenzzentrums für Soziale Innovationen
Projektdetailseite Kompetenzzentrum für Soziale Innovation Deutschland (KoSI) | sfs-Webseite