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Fakultät Sozialwissenschaften

Digitalisierung, Arbeit und Geschlechter­verhältnisse am Beispiel der Sachbearbeitung in Dienstleistung und Industrie (DAGS)

01.04.2018 - 31.10.2021

Ziel des Forschungsprojektes ist die Analyse der Zusammenhänge von Digitalisierung, Arbeit und Geschlechterverhältnissen. Im Vordergrund steht die Analyse der Arbeitsabläufe, der Gestaltungsprozesse und des Einsatzes digitaler Techniken in der Sachbearbeitung.

Das Projekt wird gefördert von der Hans-Böckler-Stiftung.

Die Digitalisierung der Arbeit nimmt zu, sie betrifft nahezu alle Bereiche der Wirtschaft, jedoch in unterschiedlicher Form. Prozesse der Digitalisierung von Arbeit lassen keineswegs eindeutige Entwicklungspfade erkennen. Im Rahmen des Projektes werden Zusammenhänge von Digitalisierung, Arbeit und Geschlechterverhältnissen im Bereich der Sachbearbeitung in Industrie und Dienstleistung untersucht.

Sachbearbeitung beinhaltet planen, organisieren, kalkulieren, kontrollieren und es gibt sie nahezu in jedem Unternehmen. Die Arbeit geschieht mithilfe von Computern und entsprechenden Programmen in digitalen Netzwerken. Eine Vielzahl von Informationen steht bereit und ermöglicht so neue Formen der Arbeit, der Zusammenarbeit sowie der Auswertung dieser Daten. Sachbearbeitung verändert sich. Aufgaben werden standardisiert, ausgelagert oder fallen weg, werden anspruchsvoller oder entstehen durch die Digitalisierungsprozesse ganz neu. Die Sachbearbeitung ist seit jeher ein Bereich, in dem der Anteil von Frauen hoch ist und in dem technische Entwicklungen für die Arbeit relevant sind. Forschungsleitend ist die Annahme, dass Prozesse der Digitalisierung Anlässe bieten können, Geschlechter­verhältnisse neu zu verhandeln, Machtverhältnisse, Rollenzuschreibungen und Arbeitsteilungen zu hinterfragen.

Um Veränderungspotenziale durch Digitalisierung zu erkennen, ist es notwendig, Gestaltungsprozesse in der Sachbearbeitung als soziale Prozesse der Veränderung vorhandener ausgehandelter und etablierter Ordnungen einer kritischen Analyse zu unterziehen. Zu beantwortende Fragen im Rahmen des Projekts sind unter anderem:

1. Wie kann Digitalisierung zu einer geschlechtergerechten Arbeits- und Technikgestaltung beitragen?
2. Wie kann in Prozessen der Digitalisierung vorhandenes Geschlechterwissen verändert werden?
3. Wie könnte ein tragfähiges Konzept von guter geschlechtergerechter Arbeit aussehen?
4. Wie können sich in diesen Prozessen der Arbeits- und Technikgestaltung auch emanzipatorische Potenziale für Frauen und Männer ergeben, und wie können sie genutzt werden?

Mit dem Forschungsvorhaben sollen Zusammenhänge zwischen Digitalisierung, Arbeit und Geschlechterverhältnissen im Bereich der Sachbearbeitung in verschiedenen Industrie- und Dienstleistungsbranchen untersucht werden. Ziel ist es, Veränderungs- und Gestaltungsprozesse von Arbeit und Technik aus einer Geschlechterperspektive zu analysieren und bezogen auf das Verhältnis von Digitalisierung, Arbeit und Geschlecht Gestaltungsmöglichkeiten herauszuarbeiten. Neben wissenschaftlichen Ergebnissen geht es damit auch darum, ganz konkretes Handlungs- und Orientierungswissen zu erarbeiten und zu allgemeineren Erkenntnissen über Möglichkeiten einer geschlechtergerechten Arbeits- und Technikgestaltung zu gelangen.

Kern der Untersuchung sind sechs Fallstudien in Bereichen der kaufmännischen-verwaltenden Sachbearbeitung in Industrie- und Dienstleistungsbetrieben. Nach einer Auswertung von Publikationen, Studien und Dokumenten, statistischer Analysen sowie Arbeitsmarktprognosen werden zur Exploration des Forschungsfeldes leitfadengestützte Interviews mit überbetrieblichen Expertinnen und Experten geführt.

Die betrieblichen Fallstudien beinhalten die Analyse vorhandener Dokumente, Interviews mit Vertreterinnen und Vertretern aus Geschäftsführungen, Personal- und Organisationsabteilungen, Technik- und Softwareentwicklung, betrieblichen Interessenvertretungen und Gleichstellungsbeauftragten sowie die Durchführung von Interviews und Gruppendiskussionen mit Beschäftigten und die Rückkopplung der Ergebnisse in die Betriebe. Querauswertung und Verallgemeinerung der Ergebnisse bilden den Abschluss der empirischen Phase, Veröffentlichung und Diskussion der Ergebnisse den Abschluss des Projekts.