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Fakultät Sozialwissenschaften

Arbeiten - wie ich es will!

01.11.2021 - 30.10.2026

Empowerment für Menschen mit Schwerbehinderung von der Bedarfsermittlung bis zur gleichberechtigten, selbstbestimmten Teilhabe am Arbeitsleben.

BMAS, Ausgleichfond für überregionale Vorhaben zur Teilhabe schwerbehinderter Menschen am Arbeitsleben

Das Projekt „Arbeiten - wie ich es will“ wird mit rund 6 Mio. Euro durch das BMAS gefördert und zielt darauf, den Übergang von Beschäftigen einer Werkstatt für Menschen mit Behinderungen in den allgemeinen Arbeitsmarkt zu verbessern. Dafür soll die Selbstbestimmung der Menschen mit Behinderungen durch geeignete Instrumente erhöht werden. Eine KI-gestützte App, der pädagogische Ansatz des Reallabors sowie eine innovationswissenschaftliche Analyse des Übergangsgeschehens sowie eine organisationssoziologische Bearbeitung der Übergänge kommen zum Einsatz. Die Projektlaufzeit von fünf Jahren ermöglicht es, zunächst ein technisches Hilfsmittel (eine KI-gestützte App) zu konzipieren, welches den Menschen mit Schwerbehinderung eine selbstständige Ermittlung der Bedarf ermöglichen soll. Der Bedarf soll durch die AkteurInnen beim Kostenträger beantragt werden können und somit eine erweiterte Unterstützung darstellen.
Einen weiteren Schwerpunkt wird die Ermittlung von Teilhabeproblematiken und der auftretenden Hemmnisse sein. Diese sollen innerhalb des Projektes durch die Veränderung der Arbeitsplätze sowie mögliche technische Lösungen abgebaut werden. Um dies erproben zu können, soll ein bevölkerungsnahes Reallabor in der Essener Innenstadt geschaffen werden.
Die Erprobung der erforschten Methoden und Möglichkeiten soll mit verschiedenen Arbeitgebende aus der Metropolregion Ruhr erfolgen. Hierbei wird ein Fokus auf die Ermittlung neuer Arbeitsplätze mit Hilfe von künstlicher Intelligenz erfolgen.

Trägerverein des Franz-Sales-Haus, Fraunhofer-Anwendungszentrum SYMILA, Fachhochschule Münster/School of Design

- Empowerment ermöglichen
- Menschen mit Behinderung unterstützen
- Entscheidungen zu Arbeitsvorgängen treffen
- Kompetenzen übermitteln
- Unterstützungsmöglichkeiten anbieten und gezielt selber einsetzen können

Die SFS übernimmt einen Großteil der wissenschaftlichen Begleitung des Projektes sowie die Analyse des Übergangsgeschehens. Der gesamte Projektverlauf wird evaluiert, hierbei sollen situationsabhängig sowohl quantitative als auch qualitative Methoden eingesetzt werden. Es geht vor allem um die Bedarfsermittlung und die Einbeziehung der Zielgruppen. Dies können sowohl potenzielle Arbeitnehmende mit einer Schwerbehinderung als auch mögliche Arbeitgebende sein.

  • V. Heitplatz u. a., „Developing technologies in an ethical and participatory approach: guidelines for participatory technology design with people with disabilities“, Interacting with computers: the interdisciplinary journal of human-computer interaction, 4/2025, doi: 10.1093/iwc/iwaf012
  • K. Buch u. a., „Insights into the practical implementation of participation in work in sheltered workshops in Germany: potentials and obstacles to transitions to the general labour market“, in Universal access in human-computer interaction, Gothenburg, Sweden, Juni 2025, Bd. 15780, S. 15–26. doi: 10.1007/978-3-031-93848-1_2
  • A. C. Schulz, D. Cürlis, C. Goretzky, D. Krüger, B. Pelka, und L. Preissner, „Enabling technology hand in hand with enabling practices“, Journal of enabling technologies, Bd. 18, Nr. 2/3, S. 76–90, 2024, doi: 10.1108/jet-01-2024-0008
  • B. Pelka, L. Preissner, A. C. Schulz, und C. Mosch, „Qualifikationsanforderungen für die pädagogische Arbeit zum Erwerb von Digitalkompetenzen im Reallabor“, Qualifizierung für Inklusion, Bd. 5, Nr. 2, 2023, doi: 10.21248/qfi.111
  • Krüger, Daniel, Pelka, Bastian, Schulz, Ann Christin (2023): Digitale Inklusion als soziale Innovation und Treiber sozialer Innovation: Das Mini-FabLab in den Bottroper Werkstätten. In: Schröer, A., Blättel-Mink, B., Schröder, A., Späte, K. (Hrsg.) Soziale Innovationen in und von Organisationen. Sozialwissenschaften und Berufspraxis . Springer VS, Wiesbaden. doi: 10.1007/978-3-658-40695-0_16

Neuigkeiten zum Projekt "Arbeiten - wie ich es will!": Aktuelles und Entwicklungen

AWIEW-Session bei CHK 2025

Projekt AWIEW stellt Ergebnisse auf der 8. Community Health Konferenz 2025 vor

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in
  • AWIEW
Gruppenfoto auf der auf der 8. Community Health Konferenz 2025 © Moritz Hölzer; Kirstin Günther
Vom 20.11. bis zum 21.11.2025 fand die 8. Community Health Konferenz in Bochum statt und auch in diesem Jahr wurde das Projekt „Arbeiten – wie ich es will!“ in einer eigenen Schwerpunktsession präsentiert und mit zahlreichen Interessierten diskutiert.

Im Rahmen der “Community Health Konferenz” an der Hochschule Bochum treffen sich jährlich Gesundheits- und Inklusionsforschende auf dem Gesundheitscampus Bochum. Rund um das Dachthema “Community Health” werden hier neue Projekte, innovative Methoden und aktuelle Befunde vorgestellt und diskutiert. In der achten Ausgabe der Konferenz stellten am 21.11.2025 Forschende und Praktiker*innen von vier Projektpartner*innen das Projekt “Arbeiten - wie ich es will!” (AWIEW) in einer eigenen Schwerpunktsession vor. Das Projektteam war mit neun Vortragenden vertreten.

Den Anfang machte Daniel Krüger (Sozial­forschungs­stelle Dortmund) als Chair der Schwerpunktsession mit einer Einführung in die Teilhabesituation von Menschen mit Behinderung auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt in Deutschland, die bislang durch wenige Übergänge aus beispielsweise Förderschulen oder Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM) geprägt ist. Vor diesem Hintergrund entwickeln die Projektpartner*innen in einem partizipativen Ansatz ein Bedarfsanalyseinstrument (BAI), um Menschen mit Behinderung ein Angebot zur beruflichen Orientierung an die Hand zu geben. Mit Hilfe dieses Instruments, welches aus mehreren, teils KI-basierten Modulen besteht, leistet das Projekt einen Beitrag zur Verbesserung der Übergangsperspektiven von Menschen mit Behinderung auf den allgemeinen Arbeitsmarkt. Im Projekt arbeiten neben Expert*innen für Arbeitsmarktintegration und Eingliederungshilfe, Social Designer*innen, Expert*innen für künstliche Intelligenz und Human-Computer-Interaction sowie Sozial- und Rehabilitationswissenschaftler*innen auch Menschen mit Behinderung an der Konzeptionierung und Testung des Instruments. Dieser Co-Design Ansatz gewährleistet die Mitbestimmung der Zielgruppe und so eine passgenaue Entwicklung. Auch in der Umsetzung der Öffentlichkeitsarbeit wird mit einer Co-Redaktion ein inklusiver Ansatz verfolgt.

Wie zentral der partizipative Anspruch im Projekt verankert ist, wurde im Beitrag des Franz Sales Hauses „Mein Weg, mein Beruf, meine Entscheidung: Ein Experte in eigener Sache berichtet über seine Berufsorientierung“, besonders deutlich. Wolfram Willschrei (Co-Designer und Co-Redakteur des inklusiven Öffentlichkeitsarbeitsteams) und Joline Düring (Heil- und Inklusivpädagogin) boten einen praxisnahen Einblick und stellten zunächst die Arbeit des inklusiven Redaktionsteams vor, das nach dem Grundsatz „Nichts über uns – ohne uns“ arbeitet. Dabei wurde gezeigt, wie Menschen mit Lern- und kognitiven Beeinträchtigungen zu Expert*innen in eigener Sache werden und nicht nur Gegenstand von Berichterstattung sind. Die inklusive Redaktion produziert Social-Media-Inhalte, Videos und Fotos, führt Interviews und begleitet die Entwicklung des Bedarfsanalyseinstruments dokumentarisch. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf Vorträgen und öffentlichen Auftritten, bei denen die Co-Redakteur*innen ihre persönlichen Perspektiven zur beruflichen Teilhabe einbringen – so auch bei der diesjährigen CHK. Im Zentrum des Beitrags stand der persönliche Erfahrungsbericht von Wolfram Willschrei, der seinen bisherigen Weg der Berufsfindung als Mensch mit Behinderung schilderte. Er machte deutlich, wie stark Praktika, berufliche Entscheidungen und spätere Wege von seinem Umfeld geprägt waren und wie begrenzt seine Möglichkeiten waren, sich unabhängig über Berufe zu informieren oder eigene Interessen auszuprobieren. Ein von ihm produziertes Video mit dem prägnanten Zitat: „Wie soll man wissen, was man machen will, wenn man gar nicht weiß, was es alles gibt?“, verdeutlichte eindrücklich den weiterhin großen Orientierungsbedarf vieler Menschen mit Behinderung. Im Anschluss zeigte Joline Düring, welches Potenzial das im Projekt entwickelte Bedarfsanalyseinstrument bietet, um genau diese Lücken zu schließen und selbstbestimmte, informierte berufliche Entscheidungen zu ermöglichen. Der Beitrag bildete einen lebendigen Übergang zum folgenden Input des Social Design Teams, das die gemeinsame methodische Entwicklung des Bedarfsanalyseinstruments präsentierte.

In dem Beitrag “Partizipative Entwicklung des Bedarfsanalyseinstruments: Mit Co-Designer:innen testen und gestalten”, stellte das Social Design Team, vertreten durch Diana Cürlis und Mara Vöcking, die Arbeit an der Schnittstelle zwischen Tool-Entwicklung und Mensch-Zentrierung vor und gab Einblicke in generative und evaluative Workshops sowie in die zugrundeliegenden Arbeitsprozesse. Ein Schwerpunkt lag auf der Vorstellung des Moduls ‚Berufsinteressenstest‘, dessen Neukonzeption und Entwicklung durch das Team erläutert wurde. Der Beitrag beleuchtete die herausgearbeiteten Bedarfe und zeigte, wie Bildwelten gemeinsam mit Co-Designer*innen mit Beeinträchtigungen entwickelt und getestet wurden und wie inklusive Illustrationen entstanden sind, die die Nutzer*innen durch die Module des Tools begleiten. Zudem gab das Social Design-Team Einblicke in die fortschreitende gestalterische Entwicklung des Bedarfsanalyseinstruments und dessen kontextuelle Einbindung.

Mit dem Beitrag “Technologische Entwicklung des Bedarfsanalyseinstruments: Wie viel KI braucht es?”, bot Prof. Dr. Harald Mathis Einblicke in die technologische Umsetzung der Module des Bedarfsanalyseintruments. Dazu zeigte er Herausforderungen auf, die sich aus der Nutzung von KI-basierten Lösungen ergeben und verwies zugleich auf Lösungsansätze, wie das ‘Agentic Behaviour Modelling’, mit dem sich einige Nachteile von Large-Language-Modellen beheben lassen oder die Integration von ‘Journeys’ als Basis für “Inhalt, Ablauf und Darstellung des Interviews”, durch einen modifizierten ChatBot zur Erhebung biographischer Daten - einem der Module des Bedarfsanalyseinstruments. Er schloss mit einem Überblick über die nächsten Schritte sowie einem Fazit ab und betonte dabei ebenfalls die zentrale Bedeutung des Einbezugs des Zielgruppen - hier im Rahmen von Testungen.

Felix Fankhänel, Lisa Preissner und Dr. Ann Christin Schulz machten den Abschluss der Schwerpunktsession. Mit ihrer Präsentation unter dem Titel „Eingliederungsprozess von Menschen mit Behinderungen in die Arbeit: Erkenntnisse und Anforderungen für die Rahmengestaltung des Bedarfsanalyseinstruments“, stellten sie Erkenntnisse aus der Forschungsarbeit zum Kontext des Bedarfsanalyseintruments vor. Um die Perspektiven für den Übergangsprozess in den allgemeinen Arbeitsmarkt von weiteren Stakeholdern einzubeziehen, arbeiteten sie Erkenntnisse aus der Embedded Research – einer Form teilnehmender Beobachtung – in Einrichtungen der Eingliederungshilfe und Bildungseinrichtungen, Expert*innen-Interviews in Unternehmen des allgemeinen Arbeitsmarktes sowie Fokusgruppen mit Eltern und gesetzlichen Vertreter*innen aus. Anschließend wurden diese Erkenntnisse durch Ergebnisse aus einer Gruppendiskussion mit Vertretenden von Leistungsträgern und öffentlichen Stellen sowie der organisierten Zivilgesellschaft ergänzt. Aus den bisherigen Forschungssträngen ergeben sich einige zentrale Ergebnisse: Sie deuteten unter anderem auf Wissenslücken in Hinblick auf die Instrumente zur Förderung der Teilhabe an Arbeit bei Unternehmen des allgemeinen Arbeitsmarktes hin, zeigten bürokratische Hürden auf und berücksichtigen auch die Wünsche und Bedarfe der Zielgruppe. Auch nahmen sie Faktoren für die nachhaltige Beschäftigung auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt in den Blick. Der Vortrag endete mit Dr. Ann Christin Schulz, die einen ersten Einblick in das Begleitmaterial, das sich an pädagogische Fachkräfte richtet und Materialien, wie Inklusion im Arbeitsalltag gelingen kann, gab.