Spotlight Soziale Innovation in Berlin: Zwei Jahre Kompetenzzentrum für soziale Innovationen
Am 10. Mai 2023 folgten mehr als 40 Gäste aus Politik, Verwaltung, Sozialunternehmen, Zivilgesellschaft und der Wissenschaft der Einladung der Partner*innen des Kompetenzzentrums für Soziale Innovation nach Berlin. Gemeinsam sollte auf die bisherigen Arbeiten des Kompetenzzentrums auf nationaler Ebene und in Zusammenarbeit mit der European Social Innovation Alliance (ESIA) zurückgeblickt, aktuelle Entwicklungen miteinander diskutiert und ein Ausblick auf kommende Aktivitäten gegeben werden.
Zum Auftakt der Veranstaltung stellte Norbert Kunz, Leiter des Kompetenzzentrums und Geschäftsführer von Social Impact, die Rolle und Aufgaben des Kompetenzzentrums vor. Anschließend folgte ein Beitrag zum Hintergrund der europäischen Bemühungen zur Etablierung der nationalen Kompetenzzentren auf europäischer Ebene von Andrea Leruste, Stellvertretende Referatsleitung des Europäischen Sozialfonds der Europäischen Kommission.
Rückblick auf die Arbeit in Deutschland
Mittlerweile hat sich ein besseres Verständnis von Sozialen Innovationen auf der Bundesebene etabliert, was nicht zuletzt daran deutlich wird, dass sowohl das BMBF als auch das BMWK eine Beauftragte für Soziale Innovationen bzw. Sachverständige für gemeinwohlorientierte Wirtschaft berufen haben. Beide Ministerien befinden sich zurzeit gemeinsam in der Ausarbeitung der “Nationalen Strategie für gemeinwohlorientierte Unternehmen und soziale Innovationen”. Zum derzeitigen Stand gaben Marie-Louise Veddern und Katrin Elsemann vom BMWK einen kurzen Einblick. In diesem Prozess wurden die KoSI-Partner:innen mit ihrer Expertise in Konsultationsterminen zu Rat gezogen.
Die KoSI-Partner*innen berichteten über die Einrichtung und Durchführung eines Arbeitskreises mit Vertreter*innen der ESF-Behörden in Deutschland, die monatliche, online durchgeführte, Gesprächsreihe „Kunz+Kompliz:innen“ mit Expert*innen aus allen gesellschaftlichen Bereichen, der Beratung und Qualifizierung von Wirtschaftsförderungen und Berater*innen und dem Dialog mit Stiftungen. Weitere Schwerpunkte, aus denen berichtet wurde, waren die Seminare zur Zusammenarbeit und gegenseitigem Lernen zwischen Sozialinnovator*innen, Intermediären und Impact Investor*innen, bei denen sich KoSI-Partnerin FA-SE (Finanzierungsagentur für Social Entrepreneurship) mit ihrer Expertise zu Finanzierungsfragen maßgeblich einbrachte. Die Maßnahmen des Kompetenzzentrums umfassten außerdem die Möglichkeit, zwei Sozialunternehmen mit der fachlichen Begleitung in der Finanzierungssuche durch den KoSI-Partner FA-SE ganz konkret zu unterstützen.
Zentral waren auch die aktuellen Entwicklungen im Wohlfahrtssektor. Hier wurden mit dem Kompetenzzentrum konkrete Maßnahmen zur Umsetzung von sozialen Innovationen in Konferenzen, Symposien und Workshops national auf die Tagesordnung gesetzt. Auf europäischer Ebene war die KoSI-Partnerin Diakonie Schleswig-Holstein während der “European Week of Regions and Cities” vertreten und hat sich im transnationalen Austausch über „Social Welfare and Social Innovation“ eingebracht.
Ergebnisse aus der Forschung der Sozial­forschungs­stelle
Daniel Krüger stellte zentrale Ergebnisse aus den Analysen des Mappings des Ökosystems Sozialer Innovationen vor. Insgesamt erfasste das Team der Sozial­forschungs­stelle, unterstützt von den KoSI-Partner*innen darin 95 Fälle, die die Rahmenbedingungen sozialer Innovation in Deutschland besser zu verstehen halfen. Die Auswertung bot neue Einblicke in das deutsche Ökosystem sozialer Innovation. U.a. konnten mit neuen Strategien, neuen Infrastrukturen und neuen Förderprogrammen zahlreiche Entwicklungen auf Bundes- und Landesebene beobachtet werden. Auch konnte herausgearbeitet werden, dass Innovationsstrategien auf Länderebene soziale Innovation zunehmend als eigenständigen Typus anerkennen. Auch regionale Förderprogramme, die explizit soziale Innovation adressieren, konnten dokumentiert und ausgewertet werden. Dabei war eine zentrale Erkenntnis, dass Förder- und Finanzierungsinstrumente oft nicht für alle Innovator:innen zugänglich sind.
Die Untersuchungen zeigen ein neues Bewusstsein für soziale Innovation in der Gesellschaft und die steigende Bedeutung des Themas z.B. in Hochschuleinrichtungen und in der freien Wohlfahrtspflege. Insgesamt hat das Team der Sozial­forschungs­stelle jedoch herausgefunden, dass es an einer zentralen Anlaufstelle für alle Sozialinnovator*innen mangelt, wodurch Orientierung in der Förderlandschaft fehlt. Dies sind nur einige der vielen Erkenntnisse der Studie, die eine Grundlage zur Diskussion mit den internationalen Partner*innen boten.
Abgerundet wurde der Rückblick auf die Arbeiten des Kompetenzzentrums durch eine Panel-Diskussion, moderiert von PD Dr. Christoph Kaletka. Hier warfen die Konsortialpartner*innen einen Blick in die Zukunft: Was sind die Aufgaben in den kommenden 5 Jahren, damit Soziale Innovation funktioniert und einen Unterschied macht, mit Beiträgen aus allen Sektoren der Gesellschaft? Norbert Kunz (Social Impact) betonte die Wichtigkeit cross-sektoraler Vernetzung für soziale Innovationsentwicklung. Dr. Grit Kühne (Diakonie Schleswig-Holstein) sprach über Herausforderungen bei der Entwicklung und Implementierung sozialer Innovationen in der freien Wohlfahrtspflege, Christoph Rohde (FA-SE) berichtete von Handlungsbedarfen bei der Finanzierung von Sozialunternehmen. Thomas Steiner (PHINEO) wies auf die steigende Bedeutung der Wirkungsanalyse sozialer Innovation hin, und Daniela Deuber (Social Entrepreneurship Netzwerk Deutschland, SEND) beschrieb, welche Rolle Politik bei der Förderung sozialer Innovationen zukünftig spielen kann.
Blick in die Zukunft: Plattform für Soziale Innovationen
Auch nach dem Ende der Förderperiode des Kompetenzzentrums für Soziale Innovationen und der European Social Innovation Alliance geht die Arbeit der Partner*innen in Deutschland weiter. So hat sich aus den Bemühungen des Kompetenzzentrums die Zusammenarbeit mit den Bundesministerien positiv entwickelt. Dadurch entstand im Oktober 2022 das Projekt zur Entwicklung einer Plattform für Soziale Innovationen, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird und zahlreiche Maßnahmen zur Vermittlung und zum Austausch von Wissen, zur Vernetzung und zur Befähigung umfasst. Sie richtet sich dabei an alle Institutionen, Organisationen, Vereinigungen und Personen, die soziale Innovation in Deutschland unterstützen und hervorbringen möchten.
Die Sozial­forschungs­stelle trägt im Rahmen der Plattform die Bereitstellung von Informationen zu Hochschulaktivitäten im Feld sozialer Innovation in Forschung, Lehre und dritter Mission bei und arbeitet an der Vernetzung von Hochschulakteur*innen untereinander und schafft Formate für nationalen wie internationalen Wissensaustausch. Begleitet werden diese Aktivitäten durch die Beforschung der Verankerung Sozialer Innovation als Thema in Forschung, Lehre und dritter Mission an Hochschulen in Deutschland.
Die Partner*innen der Plattform konzentrieren sich auf die Vermittlung von Wissen zu Förderung, Finanzierung und Unterstützungsformen für Sozialinnovator*innen, Informationsangebote für Förderorganisationen zu Best Practices, Wirkungsanalyse und Kooperationsmöglichkeiten und die Stärkung der Handlungskompetenzen von Metaakteur*innen wie Sozialunternehmen, Sozialwirtschaft und Kommunen, um nur einige der zentralen Aufgaben des Projektes zu nennen.
Zur ausführlichen Meldung auf der Internetseite des Kompetenzzentrum für Soziale Innovationen