„False Promises“ der Künstlichen Intelligenz
Die Entwicklungsdynamik jeder neuen Technologie und im Speziellen der Künstlichen Intelligenz ist zumeist mit Versprechungen über ihre besondere Leistungsfähigkeit und völlig neue Anwendungsmöglichkeiten verbunden. Vor diesem Hintergrund zielt die Fragestellung des Beitrags darauf ab, zu ergründen, welche Besonderheiten das Technologieversprechen der KI aufweist. Es wird gefragt, woher die offensichtliche und scheinbar unwiderstehliche Überzeugungskraft, aber auch die Faszination und die Ängste der Öffentlichkeit gegenüber dieser Technologie kommen, gerade auch aktuell im Hinblick auf neue Sprachsysteme wie ChatGPT. Die These ist, dass das Technologieversprechen eine sehr unpräzise Rhetorik aufweist. Sie erscheint einfach, klar und überzeugend, ist grundsätzlich nur schwer bestreitbar und eröffnet vielfältige Anschlussmöglichkeiten. Um dies zu erreichen, basiert sie auf einer unscharfen begrifflichen Metaphorik, sehr unspezifischen Einschätzungen, impliziten Fehlannahmen und übergeht grundlegende Anwendungs- und Funktionsprobleme der KI. Insofern kann auch von den „False Promises“ (Noam Chomsky) der KI im Allgemeinen und der neuen, KI-basierten Sprachsysteme im Speziellen gesprochen werden. Gleichwohl wird ferner angenommen, dass das Technologieversprechen der KI seine dauerhafte Überzeugungskraft letztlich nicht aus der zuvor genannten Opazität und fehlenden Substantialität speist, sondern aus dem alten Mythos der intelligenten Maschine zieht, die der menschlichen Intelligenz ebenbürtig, wenn nicht gar überlegen sei.