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Fakultät Sozialwissenschaften

Evolving Roadmapping - Leitfaden für die Gestaltung von Klimaanpassungsprozessen

Evolving Regions Logo. Blaues E. Danach ein Balken, der erst blau, dann im Verlauf orange wird. Darunter erst der Balken mit Farbverlauf, danach orangenes R. © Quelle: sfs
Zusätzlich zu den Fallstudien, die die praktische Umsetzung von Anpassungsmaßnahmen veranschaulichen, bietet Climate-ADAPT nun auch Fallstudien, die zeigen, wie die Verwaltung auf verschiedenen Ebenen verbessert werden kann, um Strukturen und Prozesse für die Anpassung auf lokaler und regionaler Ebene zu schaffen. Die sfs trägt mit Ergebnissen aus dem Projekt Evolving Regions bei.

Der Klimawandel findet statt und seine Auswirkungen sind bereits sichtbar. Die zunehmende Häufigkeit und Intensität extremer Wetterereignisse ist auch in Nordrhein-Westfalen (NRW) zu spüren. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, hat NRW als erstes Bundesland in Deutschland ein eigenes Klimaanpassungsgesetz erlassen, um die aktive Anpassung an den Klimawandel zu fördern. Daten des Landes zeigen jedoch, dass bisher nur 22% der Kommunen und 45% der Kreise ein Klimaanpassungskonzept erstellt haben.

Das LIFE-Projekt Evolving Regions unter Leitung der Sozial­forschungs­stelle der TU Dortmund (sfs) hat über einen Zeitraum von vier Jahren sieben Kreise in NRW dabei unterstützt, die Anpassung an den Klimawandel aktiv anzugehen.

Zu den Projektzielen gehören:

  • Verbesserung der Widerstandsfähigkeit der beteiligten Distrikte gegenüber den Auswirkungen des Klimawandels,
  • die Integration und Verankerung des Themas Anpassung an den Klimawandel in kommunalen und regionalen Planungsprozessen und
  • Unterstützung der regionalen Akteure beim Erwerb der notwendigen Kompetenzen, um die Aktivitäten zur Anpassung an den Klimawandel über die Projektlaufzeit hinaus eigenständig fortzuführen.

Hauptbestandteil des Projekts war die Durchführung integrierter kooperativer Klimaanpassungsprozesse in den sieben beteiligten Kreisen in NRW nach der Methode des Evolving Roadmapping.

Effektive Klimaanpassung erfordert einen Rahmen von Interdisziplinarität, Zusammenarbeit, Koordination und Integration. Evolving Roadmapping greift diesen Integrationsbedarf auf und bietet einen praktischen Handlungsrahmen für die Schritte des Anpassungsprozesses (Analyse, Planung, Umsetzung und Evaluation).

Die Evolving-Roadmapping-Methode

Die Evolving-Roadmapping-Methode umfasst die folgenden sechs Schritte, um die komplexe und langfristige Aufgabe der Klimaanpassung anzugehen. Eine detailliertere Beschreibung finden Sie in den Projektrichtlinien für Evolving Regions.

  • Schritt 1: Festlegung des Rahmens und der Ziele als Verpflichtung für den Prozess;
  • Schritt 2: Analyse der aktuellen Situation einschließlich einer detaillierten Analyse der relevanten Akteure, der spezifischen regionalen Rahmenbedingungen und der erwarteten klimatischen, räumlichen und sozialen Veränderungen 
  • Schritt 3: Entwicklung einer gemeinsamen Vision einer wünschenswerten Zukunft und Ermittlung des regionalen Handlungsbedarfs;
  • Schritt 4: Entwicklung von allgemeinen Strategien und Erstellung eines auf den Handlungsbedarf zugeschnittenen Maßnahmenkatalogs. Die Arbeit wurde in verschiedene "sektorübergreifende Themenfelder" aufgeteilt, um mit einem sektorübergreifenden Ansatz arbeiten zu können. Das Themenfeld "Landschaft im Klimawandel" umfasst beispielsweise die Sektoren Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Naturschutz und Erholung;
  • Schritt 5: Erstellung des Fahrplans als vereinbartes, praktisches und flexibles Arbeitsdokument für die künftige Verwendung bei der Klimaanpassung durch alle lokalen/regionalen Akteure;
  • Schritt 6: Monitoring zur Bewertung der Umsetzung und zur Ermöglichung eines zukunftsgerichteten Entwicklungsprozesses.

 

Die praktische Anwendung von Evolving Roadmapping

Die Roadmapping-Methode wurde in den Distrikten durch die Organisation einer Reihe von Workshops über einen Zeitraum von etwa eineinhalb Jahren angewandt.

Auf der Grundlage einer Stakeholder-Analyse wurden für jeden Bezirk die für die Klimaanpassung wichtigsten Akteure, Institutionen und Organisationen ermittelt und zu den Workshops eingeladen. Insgesamt waren mehr als 600 Personen aktiv an dem Projekt beteiligt (etwa 90 pro Region).

 

Produkte und Auswirkungen des Evolving Roadmapping

In jedem Bezirk wurde ein individueller integrierter Fahrplan für die Klimaanpassung entwickelt, der folgende Punkte umfasst:

  • eine Vision, Leitprinzipien oder Ziele für die Anpassung an den Klimawandel,
  • eine Übersicht über die Auswirkungen des Klimawandels, die das Zusammenspiel von Klimaauswirkungen und räumlichen bzw. sozialen Befindlichkeiten verdeutlicht. Eine detaillierte kreisweite Klimafolgenanalyse wurde vom Institut für Raumplanung der Universität Dortmund (IRPUD) erstellt, die auf öffentlich zugänglichen Daten des LANUV basiert,
  • die gemeinsam entwickelten Maßnahmen mit Verfahrensschritten, Zuständigkeiten und Informationen über mögliche Treiber und Hemmnisse,
  • Informationen zur Wirkungsabschätzung und zum Monitoring
  • weitere Handlungsbedarfe im Hinblick auf eine aktive Anpassung an die Folgen des Klimawandels.

 

Ein Beispiel für einen solchen Fahrplan für einen Bezirk finden Sie hier.

Die Projektmittel ermöglichten es den Landkreisen, für die Dauer des Projekts eine Personalstelle zur Koordinierung der Klimaanpassung einzurichten (den sogenannten "Regionalpromotor"). Die Stellen der Promotoren sind überwiegend in der Verwaltung der Landkreise angesiedelt, meist in den Bereichen Umweltplanung oder Klimaschutz. Die Promotoren waren Teil einer neu eingerichteten, prozessbegleitenden Personalstruktur, die an die verschiedenen regionalen Governance-Rahmenbedingungen angepasst wurde.

Darüber hinaus wurden regionale Experten aus allen 7 Bezirken in einem Kernteam zusammengeführt. Aufgabe dieses Kernteams war es, den Prozess zu unterstützen und die Ergebnisse in ihren jeweiligen Fach- oder Arbeitsbereichen zu multiplizieren. Um die Öffentlichkeit über den Ablauf und die Inhalte der Prozesse zu informieren, wurden die Regionalpromotoren von Medienexperten des ZDF Digital im Umgang mit verschiedenen Social-Media-Plattformen und der Erstellung von Videos geschult. Es wurde eine Vielzahl von grünen, grauen und weichen Anpassungsmaßnahmen in verschiedenen Themenbereichen gesammelt, in den regionalen Prozessen diskutiert und an die sozioökonomischen und klimatischen Bedingungen der Region angepasst. Zu diesen Maßnahmen gehören: Sensibilisierung der Öffentlichkeit und der Entscheidungsträger, Umsetzung baulicher und technischer Maßnahmen, angepasstes Planen/Bauen/Landmanagement sowie finanzielle Unterstützung/Förderprogramme.

 

Hier finden Sie noch mehr Informationen.