Ein erweitertes Innovationsverständnis
„Eine soziale Innovation ist eine von bestimmten Akteuren (…) ausgehende intentionale (…) Neukonfiguration sozialer Praktiken in bestimmten Handlungsfeldern mit dem Ziel, Probleme oder Bedürfnisse besser zu lösen (…) als dies auf der Grundlage etablierter Praktiken möglich ist.“
„Das Neue vollzieht sich nicht im Medium technologischer Artefakte, sondern auf der Ebene sozialer Praktiken (des Regierens, Organisierens, Versorgens, Konsumierens, der Partnerschaft, der Verhandlung etc.).“ (Howaldt/Schwarz 2010)
Kern unserer Arbeit zu Sozialer Innovation ist die Entwicklung eines erweiterten Innovationsverständnisses: Wer an „Innovationen“ denkt, stellt sich meist technische Innovationen vor. Wenn es darum geht, wie unsere Mobilität umweltschonender, Krankheiten weniger bedrohlich oder die Energiewende erfolgreicher werden sollen, suchen die meisten nach technischen Lösungen anstatt neue soziale Praktiken zu entwickeln bzw. Lebensstile zu verändern. Ein einseitig nur auf Technologie ausgerichtetes Innovationsverständnis begrenzt jedoch das Lösungsspektrum. Ohnehin sind komplexe Probleme mit technischen Innovationen allein nicht zu lösen. Bildung, gesellschaftliche Integration und gute Arbeit brauchen vor allem neue Denkweisen (Change of Mentalities) und veränderte Praktiken. Wie in der Mitte des vergangenen Jahrhunderts die Bedingungen geschaffen wurden, um gestützt auf eine systematische Innovationspolitik die Potenziale der Natur- und Ingenieurwissenschaften zu erkunden und für die Gesellschaft nutzbar zu machen, so brauchen wir zu Beginn des 21. Jahrhunderts einen ebenso großen Pioniergeist bei der Suche nach neuen sozialen Praktiken, die uns ermöglichen, die Zukunft zu sichern.
Die, unter Federführung der Sozial­forschungs­stelle Dortmund erstellte, SI-DRIVE Erklärung zur Zukunft der Innovationspolitik fasst die wesentlichen Anforderungen an eine zukunftsträchtige Innovationspolitik auf nationaler und europäischer Ebene zusammen. Eine solche Innovationspolitik braucht ein wissenschaftlich fundiertes Konzept sozialer Innovation, das an der Sozial­forschungs­stelle seit über einer Dekade erfolgreich vorangebracht, zuletzt in der Hightechstrategie der Bundesregierung Beachtung gefunden hat. Daneben sind die Wissenschaftler:innen der Sozial­forschungs­stelle gut vernetzt in der internationalen Forschung und tragen aktiv zur Bildung einer globalen, wissenschaftlichen Community, die sich theoretisch wie empirisch mit der Erforschung sozialer Innovationen befasst, bei. Die zahlreichen Projekte und weltweiten Aktivitäten der Sozial­forschungs­stelle Dortmund verankern darüber hinaus das Thema Soziale Innovation in Gesellschaft, Politik und Wissenschaft.